Pressemitteilung
Deutsche Bahn fährt Fußballfans aufs Abstellgleis
Nichts wird teurer werden, aber Millionen Menschen werden so billig fahren wie noch nie, mit diesen Worten stellte Hartmut Mehdorn in der letzten Woche das ab Herbst 2002 gültige Preissystem der Deutschen Bahn AG (DB) in Berlin der Presse vor. Für Fussballfans gilt dieses Versprechen allerdings nicht. Obwohl als Kunden im Fernverkehr zwischen Hamburg und München eigentlich erste Adressaten für die neuen Preistarife, geraten sie durch das Preissystem aufs Abstellgleis.
Frühbucherbonus
Durch den Einfluss der Kirch-Gruppe (Premiere/SAT1) auf die Ansetzung der Spiele der 1. und 2. Liga wird der Fan auch weiterhin erst kurzfristig erfahren, an welchem Tag seine Mannschaft spielt. Rabatte bei frühzeitiger Buchung von bis zu 75% für Kunden des Fernverkehrs scheiden für Fußballfans damit aus.
Begrenzte Plätze
Von der Strategie, Fahrten mit der DB an den Wochentagen zwischen Montag und Freitag durch Rabatte lukrativer zu machen, kann der Fußballfan nicht profitieren. Die 1. und 2. Bundesliga spielt von Freitag bis Montag. Schon jetzt ist bekannt, dass für diese Tage nur sehr begrenzte Kontingente zur Verfügung gestellt werden, zumal die Züge bereits in der
Vergangenheit am Freitag und Sonntag ausgelastet waren.
Ein Beispiele zeigt die Auswirkung: Weniger Plätze - höherer Preis
Fahrt nach München:
Saison 01/02 : Max. Reservierung 25 Plätze Fahrpreis: 108,00 DM (EK)
Saison 00/01: 200 Plätze Fahrpreis: 95,00 DM (EK)
Das neue, im Bereich der Gruppenreisen bereits seit Januar 01 gültige Tarifsystem der DB bedeutet z.B. für den Bochumer B.O.Z. Fan-Express (B.O.Z.) das Aus.
B.O.Z. Fan-Express organisiert seit vier Jahren in enger Kooperation mit der Deutschen Bahn AG (Bochum/Köln) Auswärtsfahrten für Fußballfans. Mit dem Angebot verbilligter Preise und passgenauer Organisation für Fußballfans und der Gewährleistung eines hohen Sicherheitsstandards verbinden wir die Bedürfnisse der Fußballfans und die Interessen der Deutschen Bahn AG in einem Projekt.
Erheblicher Rückgang der Straftaten in Fanzügen
Durch die Umsetzung des Konzeptes des B.O.Z. Fan-Express' konnte der Bundesgrenzschutz (BGS) vollständig auf die Begleitung der Fanzüge verzichten! In der WAZ vom 30.11.98 bemerkte PHP H. Hochrath: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass bei den B.O.Z.-Zügen unsere Präsenz unnötig ist". Ein eigener Ordnungsdienst, die Zusammenarbeit mit kompetenten Ansprechpartnern der jeweiligen Fanszenen und eine fanorientierte Atmosphäre in den Zügen gewährleisten eine 100%ige Identifikation der Fans mit ihrem Zug und Fahrten ohne gewalttätige Ausschreitungen oder Vandalismus. Was vor Jahren noch undenkbar erschien: Individualreisende und Fußballfans reisen gemeinsam in einem Zug, ist durch die Arbeit des B.O.Z. Fan-Express' zur Normalität geworden.
Auch zahlreiche Fußballfans aus anderen Städten sind betroffen
Trotz der im Vergleich zu anderen Anbietern (Busreisen) höheren Fahrpreise der DB konnten wir unseren Kundenstamm jährlich erweitern. In der zurückliegenden Saison 00/01 beförderte B.O.Z. ca. 35% der Auswärtsfans des VfL Bochum (Tendenz steigend). Nicht von ungefähr gab es wiederholt Anfragen aus anderen Bundesligastädten, auch dort das bewährte B.O.Z-Konzept zu etablieren. So konnten wir dieses vor einiger Zeit auch in Essen (RWE) und für die zahlreichen Anhänger des FC Bayern München im Ruhrgebiet etablieren, für die B.O.Z. Fahrten zu Heim- und Auswärtsspielen des FC Bayern durchführt. Ausserdem veranstaltet B.O.Z. in Zusammenarbeit mit einer Münchener Fanorganisation Zugfahrten von München zu den Auswärtsspielen des FCB. Desweiteren gibt es in den Städten Hamburg, Frankfurt, Leverkusen, Köln, Mönchengladbach und Gelsenkirchen ähnliche Initiativen, die Fahrten in Sonderzügen und im Regelzug organisiert von den Fan-Beauftragten der Vereine anbieten. Insgesamt nutzten in der letzen Saison ca. 250.000 Fans die Züge der DB für die Anreise zu den Bundesligaspielen.
Doch anstatt gemeinsam mit den Fans aus anderen Städten für die jeweilige Fangemeinde ein Projekt nach dem Bochumer Vorbild aufzubauen, werden wir unsere Dienste in dieser Form nicht mehr anbieten können.
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit und bei kritischer Prognose der Auswirkungen auf das Fanverhalten in den Regelzügen geht der Bundesgrenzschutz in einer Stellungnahme vom 20.06.2001 davon aus, dass "anlassbezogene Straftaten wieder zunehmen werden".
Fortführung der Sonderregelung für Fanreisen im Regelverkehr
Unterstützt durch ein Anschreiben vom Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Herrn Friedhelm Julius Beucher, richteten wir in der letzten Woche einen Brief an den DB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Franz in Frankfurt, um auf die negativen Auswirkungen der Preisstrategie im Bereich der Fanfahrten aufmerksam zu machen, und um unserem Wunsch Ausdruck zu verleihen, die Faninteressen auch zukünftig in einer angemessenen Form zu berücksichtigen.
Um weiterhin die Fahrten für Fußballfans anbieten zu können, halten wir es für zwingend erforderlich, folgende Punkte zu berücksichtigen:
· Einzelfahrpreise, die deutlich unter dem Gruppenpreis angeboten werden können
· Beibehaltung eines Bonussystems für B.O.Z. als Anbieter organisierter Fanreisen
· Möglichkeiten der kurzfristigen und flexiblen Reservierung und Abrechnung der Plätze im Regelzugverkehr
· Langfristige Verträge für bisherige und neue Standorte, die es B.O.Z. ermöglichen, langfristig stabile Projekte aufzubauen.
Für weitergehende Informationen stehen wir jederzeit telefonisch zur Verfügung:
Roman Zalewski, Tel.: 0173-9440444
Marwan Omeirat, Tel.: 0173-2118869